Darf ich mich vorstellen? Noomi bin ich.
Ich lebte in Bethlehem und war dort glücklich.
Wir hatten zwei Söhne, ich und mein Mann
und einen Acker, den man bebauen kann.
Wir säten Korn, ich backte Brot.
Doch dann kam über Israel eine Hungersnot.
Die Saat war zu Ende, das Futter war knapp,
der Hunger regierte in Dörfern und Stadt.
Das Gras wurde welk, das Korn ging nicht auf.
Die Kinder schrieen in jedem Haus.
Wir hörten uns um und erfuhren sodann,
dass man in Moab zu Essen bekam.
Der Hunger tut weh, die Not war so groß,
wir fassten den Entschluss und zogen los.
Erinnerungen, die Heimat, sie blieben zurück,
die Freunde begleiteten uns ein kleines Stück.
Doch dann kam der Abschied, sie gingen heim,
und ich war mit Mann und Kindern allein.
Der Weg war weit, der Wagen schwer,
doch mein Mann und ich, wir liebten uns sehr.
Die Liebe macht stark, wir schauten voraus
und fanden auch bald in Moab ein Haus.
Die Kinder, das war unseres Leben Kraft,
darum haben wir einen neuen Anfang geschafft.
Doch nicht lange sollte das Glück bestehen,
mein Mann musste in das Reich der Toten gehen.
Im fremden Land, in fremder Kultur
blieben als letzter Halt meine Söhne mir nur.
Ihr Leben war mein Leben,
für ihre Zukunft wollte ich alles geben.
Sie wurden groß und wuchsen heran,
aus Kind und Knabe wurde der Mann.
Machlon und Kiljon, sie beide schauten nach Frauen aus
und brachten mir Ruth und Orpa ins Haus.
Der Grund für neues Familienglück war damit gelegt,
alle Sorgen vom Tisch, zur Seite gefegt.
Doch wie konnte das Glück sein von Bestand?
Das Fundament war nicht Fels sondern loser Sand.
Ich hatte die Rechnung ohne den Herrn gemacht.
Unseren Glauben vergessen, nur an mich gedacht.
Gott will der Erste sein in unserem Leben.
Wir sollen ihm die Ehre geben.
Wann war ich das letzte Mal vor den Herrn getreten,
habe gedankt und um Führung gebeten?
Lang ist es her, viel zu lang.
Meine Söhne sterben, mir ist ganz bang.
Nun bin ich allein von meiner Familie übrig geblieben,
gestorben die Freude, das Glück mit den Lieben.
Da wandern meine Gedanken zu Gott dem Herrn,
vielleicht kann Er mir helfen, doch ist Er so fern.
Ich will zurück nach Bethlehem gehen,
meinem Gott begegnen, dann werde ich sehen,
ob Er vielleicht seine segnende Hand
aufs Neue mir reicht dort im Vaterland.
So rufe ich Ruth und Orpa herbei.
Ich sage: “Lebt wohl!” und gebe sie frei.
Orpa geht zu ihren Eltern zurück,
und Ruth begleitet mich auf dem Weg noch ein Stück.
Dann bleibt sie stehen und schaut mich an
und sagt, dass sie in Moab nicht bleiben kann.
Sie will mit mir nach Juda wandern,
zu meinem Gott beten und keinem andern.
Gott sorgt für mich, das merke ich wohl,
Ich weiß nicht, wie ich es euch sagen soll.
Indem Er mir Ruth zur Seite gibt,
macht Er mir deutlich, dass Er mich noch liebt.
Sie denkt nicht an sich, sie sorgt für uns beide
und sammelt hinter den Schnittern das lose Getreide.
Das Feld gehört Boas, einem Verwandten von meinem Mann.
Er ist es der Machlons Erbe lösen kann.
Doch Gott ist es, der Ruth und Boas zusammen gebracht,
und in meinem Leben es wieder gut gemacht.
Ihm will ich danken, Ihm lobsingen,
Ihm was ich hab, ja mich selber bringen.